Autor: Robert Bućan

Nachhaltigkeit ist heute ein zentrales Thema in vielen Bereichen, und auch das Verpackungsdesign bleibt von dieser Entwicklung nicht unberührt. Während viele bei nachhaltigem Verpackungsdesign zuerst an CO2-Reduzierung und Klimaschutz denken, denken andere an Herstellungskosten, Langlebigkeit und Absatzerfolge. Nachhaltiges Wirtschaften heißt, dass soziale, ökologische und ökonomische Belange berücksichtigt und in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden müssen.

Strategisches Verpackungsdesign

Als Grafik-Designer stellt sich mir die Frage: Wie lässt sich Nachhaltigkeit im Bereich Grafik-Design konkret umsetzen? Ist es ökologisch betrachtet nur die Wahl des Materials, die über die Nachhaltigkeit einer Verpackung entscheidet, oder gibt es auch im Designprozess Elemente, die zu einer nachhaltigeren Lösung beitragen können? Wie kann ich als Grafik-Designer beim Verpackungsdesign ökonomische Aspekte berücksichtigen und optimieren?In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf die verschiedenen Facetten von nachhaltigem Verpackungsdesign und die Rolle, die Grafik-Design dabei spielt.

Das Problem: Nachhaltigkeit und Grafikdesign – Wo fängt es an und wo hört es auf?

Viele Menschen denken bei nachhaltigem Verpackungsdesign sofort an ökologische Aspekte wie CO2-Reduzierung und den Einsatz klimafreundlicher Materialien. Die Wahl eines klimafreundlichen Materials ist definitiv eine wichtige Entscheidung, aber sie liegt oft nicht direkt im Aufgabenbereich des Grafik-Designers. Schließlich geht es im Grafik-Design vor allem um die Gestaltung von visuellen Elementen – salopp gesprochen von der Farbwahl über die Formensprache bis hin zur Schrift. Wir machen hübsch.

Viele Designer fokussieren sich primär auf ästhetische und kreative Aspekte, ohne dabei auf ökologische und oder ökonomische Anforderungen zu achten. Eine ansprechend gestaltete Verpackung ist noch nicht zwangsläufig eine ökologisch und oder ökonomisch erfolgreiche Verpackung. Manchmal geht es um mehr, als um dekorative Aspekte.

Problematisch wird es, wenn der Fokus zu sehr auf einen der Aspekte gelegt wird: entweder nur ökologisch oder nur ökonomisch. Es muss ein ausgewogenes Verhältnis geschaffen werden, damit Erfolge erzielt werden.Ginge es ausschließlich um den Klimaschutz, wäre das Weglassen der Verpackung die ökologischste Variante. 

Die Lösung: Nachhaltiges Design aus zwei Perspektiven

Nachhaltiges Verpackungsdesign lässt sich sowohl unter ökologischen als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachten. Diese beiden Perspektiven sollten eng miteinander verknüpft werden, um eine wirklich nachhaltige Lösung zu schaffen.

Ökologische Gestaltung

Im Bereich der ökologischen Gestaltung geht es darum, Ressourcen zu schonen und den ökologischen Fußabdruck durch kluge Designentscheidungen zu verringern. Streng betrachtet kann kein Aufwand dafür zu klein sein. Einige Möglichkeiten, wie Grafik-Design zur ökologischen Nachhaltigkeit beitragen kann, sind:

  • Einsatz möglichst weniger Farbflächen: Größere Farbflächen benötigen mehr Druckfarbe als kleinere und erhöhen somit den CO2-Ausstoß während der gesamten Produktionskette. Eine sparsame Nutzung von Farbflächen reduziert nicht nur den Materialverbrauch, sondern auch den Energieaufwand für die Druckproduktion.
  • Reduktion von dunklen Farben: Dunkle Farben sind zwar notwendig, alleine für ausreichend Kontraste zur Lesbarkeit. Im Recyclingprozess sind dunkle Farbtöne aber schwerer bis gar nicht aus den Materialien herauszuwaschen. Ein Branding mit weniger dunklen Fläche ist ökologisch sinnvoller.
  • Verzicht auf Veredelungen wie Folien oder Kaschierungen als Gestaltungselement: Veredelungen mögen zwar ästhetisch ansprechend sein, erhöhen jedoch den Materialeinsatz und können die Recyclingfähigkeit der Verpackung beeinträchtigen. Ein Design ohne Veredelungen ist umweltfreundlicher.
  • Vermeidung von unnötigen Verpackungsbestandteilen: Jedes zusätzliche Element auf einer Verpackung, sei es ein überflüssiger Aufkleber oder eine unnötige Falte, bedeutet zusätzlichen Materialaufwand. Die Reduktion solcher Elemente trägt zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bei.

Ökonomische Gestaltung

Neben der ökologischen Perspektive spielt auch die ökonomische Gestaltung eine wichtige Rolle in der Nachhaltigkeit des Verpackungsdesigns. Ein durchdachtes Design kann nicht nur den Materialverbrauch optimieren, sondern auch die Produktionskosten senken und die Markenidentität stärken. Einige Aspekte der ökonomischen Gestaltung sind:

  • Strategisch durchdachtes, zur Marke passendes Design: Ein Design, das exakt zur Marke und ihren Werten und Zielen passt, reduziert die Notwendigkeit, neue Verpackungen zu entwerfen oder bestehende Designs zu ändern. Dies spart Ressourcen und sorgt gleichzeitig für ein starkes Markenimage. 
  • Verkaufsfördernde Gestaltung: Nachhaltiges Design sollte darauf abzielen, den Verkauf des Produkts zu fördern und die Zielgruppe effektiv anzusprechen, ohne unnötige Kosten zu verursachen.
  • Hinterfragen von Trends: Nicht jeder Trend passt zu jeder Marke. Verpackungsdesigns sollten auf die langfristigen Bedürfnisse der Marke ausgerichtet sein und nicht auf kurzfristige Moden setzen. Durch das Hinterfragen von Trends kann man vermeiden, unnötige Designänderungen vorzunehmen, die zu Ressourcenverschwendung führen.
  • Design mit Systematik und Skalierbarkeit: Ein gut durchdachtes Design, das für mehrere Varianten und Formate genutzt werden kann, spart nicht nur Zeit und Geld, sondern reduziert Korrekturschleifen. Mit der richtigen Systematik wird auch Flexibilität und Geschwindigkeit beim Wachstum erreicht. 

Fazit

Nachhaltiges Verpackungsdesign ist mehr als nur eine Frage der Materialwahl. Es umfasst sowohl ökologische als auch ökonomische Überlegungen und erfordert eine umfassende Strategie, die weit über ästhetische Aspekte hinausgeht. Grafik-Design kann und sollte aktiv zur Nachhaltigkeit beitragen, indem es nicht nur auf das Äußere, sondern auch auf die Effizienz und Ressourcennutzung des Designs achtet. Durch eine kluge, strategische Gestaltung können Unternehmen sowohl ihre Umweltbilanz verbessern als auch wirtschaftlicher arbeiten, ohne dabei Kompromisse bei der Markenidentität einzugehen. Ein nachhaltiges Design ist somit nicht nur gut für den Planeten, sondern auch für das Geschäft.