Eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann komplette Artworks direkt von der KI erledigt werden können. Geht es vielleicht schon heute per Software oder bleibt der Mensch auf absehbare Zeit doch schneller, wenn er sich wie der Igel verhält und ein paar Tricks anwendet?
Das Problem: Langsame Prozesse und nur bedingt einsetzbare KI-Erzeugnisse
Es kommt auf den Einsatzbereich an. Wer nur wenige Produktverpackungen benötigt, kann sich per KI Inspirationen beschaffen und diese zu Druckdateien nachbauen. Anders sieht es aus bei Sortimenten oder Produktfamilien mit mehr als 100(0) Artikeln in sehr unterschiedlichen Verpackungsgrößen.
Wer über KI nachdenkt, um mehr Effizienz aka Kostensenkungen zu erreichen, muss sich auch Gedanken über Prozesse machen. Eine KI kann in Sekundenschnelle Ambiente-Bilder und Bilder von Verpackungen erstellen. Auch gestaltete Verpackungen sind möglich. Doch damit ist nicht gleich eine Druckdatei erzeugt. Vielmehr gehen die Probleme jetzt erst los. Wie kann das KI-generierte Verpackungsdesign auf eine Stanzkontur aufgebracht werden? Mit dem Abbild einer Verpackung kann man schlecht Produkte verpacken.
Noch schwieriger wird es, wenn eine ganze Produktfamilie oder größeres Sortiment mit konsistentem Verpackungsdesign ausgestattet werden soll. Das ist zwar auch schon heute per Programmierung und Software möglich. Ebenso wie Sprachvarianten ein und desselben Masterlayouts für verschiedene Länder. Jedoch braucht es noch den Menschen, um skalierbare Designsysteme zu entwickeln, mit denen sich Masterlayouts oder automatisch erzeugte Artworks erstellen lassen. Denn auch eine KI benötigt auf Mathematik basierende Vorgaben, damit sie die Druckdaten oder Adobe InDesign Vorlagen für 100(0) Formate erzeugen kann.
Die Lösung: Menschen schneller machen und effizienter mit neuen Tools.
- Der Aufwand kann sich lohnen. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob eine Software wirtschaftlich sinnvoller ist, als ein Mensch, der mithilfe eines skalierbaren Verpackungsdesigns zahlreiche Artworks in 50% der Arbeitszeit erstellen kann. Wer mit der heutigen Situation unzufrieden ist, weil die Kosten zu hoch, die Fehler zu häufig, die Korrekturschleifen zu viel und die Verpackungen zu inkonsistent, der kann nachfolgende Punkte spannend finden.
- Inspiration und neue Designvorschläge: KI-Systeme helfen bei der Inspiration, neue Designs zu entwickeln. Ob grafische Formen oder emotionale Stimmungsbilder; KI bietet hier schon einiges. Es spricht wenig dagegen, sich über eine KI Bilder oder Vorschläge für Verpackungsdesign erzeugen zu lassen. Wer früh anfängt, sammelt Erfahrungen und Routinen, die mit fortschreitende Technologie immer relevanter wird.
- Modifikationen zum Erhalt von Rechtssicherheit: Da die Urheberrechte mit Bezug auf KI-Erzeugnisse in Europa noch nicht ganz geklärt sind, sollte das von einer KI generierte Verpackungsdesign gestalterisch nachgebaut und ausreichend verändert werden.
- Markenkonforme Gestaltung: Eine KI gestaltet aktuell nicht unbedingt markenkonform und hält sich auch nicht an regionale Restriktionen. Dies muss von einer Fachkraft im Nachgang optimiert werden.
- Erstellung von Druckdaten: Um eine Designkonzeption druckfähig zu machen, braucht es noch eine ausgebildete Fachkraft, die die Designs nachbauen und auf die Stanzkonturen anpassen kann. Wenn es um große Anzahlen von Druckdaten geht, sollte das Design mit einer skalierbaren Designsystematik versehen werden, um schnellere Adaptionen und Konsistenz zu gewährleisten.
- Druckdaten per Software: Steht das Design, gibt es bereits heute Software, zur halb- oder vollautomatischen Erstellung von Artworks. Diese lohnt sich aktuell aber erst ab mindestens 1.000 Artikeln. Auch wird hierfür ein skalierbares Designsystem benötigt, welches von einer erfahrenen Fachkraft erstellt werden muss. KI kann dies noch nicht. Eine weitere Softwarevariante ist die für Sprachadaptionen. Hier wird ein Master aufgebaut, per Plug-in mit Templates versehen und an die Datenbank verknüpft. Einfach und sicher lassen sich dann Sprachadaptionen ausführen und später schneller Bild- oder Textelemente aktualisieren.
- Methoden und Routine: Mit Hilfe einer Designsystematik und neuen Arbeitsanleitungen lassen sich Arbeitsmethoden optimieren. So können Designer neue, schnellere Routinen aufbauen und Artworks in bis zu 50% reduzierter Arbeitszeit erstellen.
- Zeit und Kosten: Eine Software oder KI wird programmiert. Je genauer die Ergebnisse sein sollen, desto mehr Zeitaufwand ist notwendig. Ein Designer kann unter Umständen flexibler und schneller Artworks erstellen. Die Wirtschaftlichkeit ist im Einzelfall zu prüfen.
Fazit
Die Faszination, sich Verpackungsdesign automatisiert von einer KI oder einer Software erstellen zu lassen ist groß. Jedoch ist zu prüfen, wie viele individuelle Anpassungen notwendig sind, bei denen sich eine Programmierung aufgrund des Zeitaufwands nicht lohnt. Ein Designer hat schneller einen Störer entwickelt und im Layout platziert, als dieses aktuell von einem Programmierer geschehen kann. Auch ist fraglich, wie lange eine KI benötigt, um den Störer dort zu platzieren, wo man ihn haben möchte. Auf absehbare Zeit werden also noch Fachkräfte benötigt, die Hand anlegen. Jedoch können diese mit skalierbaren Designsystemen und neuen Routinen befähigt werden, designabhängig Artworks innerhalb von 10-15 Minuten zu erstellen.