Autor: Robert Bućan

Ein erfolgreiches neu konzipiertes Verpackungsdesign kann einem Produkt zu neuer Aufmerksamkeit verhelfen und die Verkaufszahlen in die Höhe treiben. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass ein strategisch durchdachtes Verpackungsdesign den Absatz eines Produkts um bis zu 30% steigern kann. Dabei ist es nicht nur die ästhetische Verbesserung, die den Unterschied macht, sondern auch die präzise Ausrichtung sowohl der Kommunikation als auch der Nutzerfreundlichkeit auf die Bedürfnisse der Zielgruppe.

Strategisches Verpackungsdesign

Doch warum funktioniert das nicht immer? Und welche Faktoren beeinflussen den Erfolg eines Redesigns? In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf die Gründe, warum manche Redesigns den gewünschten Erfolg bringen und andere nicht – und wie man sicherstellt, dass die Performance stimmt.

Das Problem: Nicht jedes Redesign bringt den gewünschten Erfolg 

Es kann leicht passieren, dass zwar ästhetisch ansprechende Designs entwickelt werden, die jedoch keine spürbare Verbesserung der Verkaufszahlen nach sich ziehen oder das Gegenteil bewirken. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Fall von Bahlsen. Trotz eines ansprechenden neuen Verpackungsdesigns konnte das Unternehmen nicht die erhoffte Performance erzielen. Warum?

Das Beispiel Bahlsen ist stellvertretend dafür, wenn eine Marke sich verjüngen möchte und die Kernzielgruppe aus dem Blick verliert. Es wurde ein Design entwickelt, welches den Kreativen, der Geschäftsleitung und vielleicht auch einer jüngeren Zielgruppe gefällt. Doch wer kauft eigentlich diese Produkte? Bei Bahlsen sind die Hauptkunden eher ältere Menschen, die dieser Marke aus Vertrauen und Gewohnheit verbunden sind. Diese gingen nach dem Redesign  an das Regal und fanden ihre bislang gekauften Produkte nicht. Das Design wurde so stark geändert, dass die Bedürfnisse der Hauptkunden nicht erfüllt wurden. 

Ob im B2C oder auch im B2B liegt ein großes Risiko darin, wenn Kunden eine Produktverpackung nicht wiedererkennen und daran vorbei gehen. Oder damit einhergehend das Vertrauen in bewährte Eigenschaften verlieren.Ein weiteres Risiko besteht darin, wenn mit dem Ziel einer Modernisierung oder Verjüngung Designtrends angewendet werden, die den Kreativen gefallen. Aber Trends bergen die Gefahr, dass sie erstens nicht zu jeder Marke passen, und zweitens dass man zu leicht aussieht wie viele andere auch. Ein Schlüsselfaktor im Marketing ist, sich vom Wettbewerb abzugrenzen. 

Die Lösung: Erfolgsfaktoren für ein wirkungsvolles Redesign

Ein Redesign muss mehr als nur „schön“ sein – es muss strategisch durchdacht und auf die Bedürfnisse des Marktes und der Zielgruppe ausgerichtet werden. Es gibt mehrere Faktoren, die den Erfolg eines Redesigns beeinflussen können:

  1. Markenpositionierung und -Botschaft: Das Redesign muss die Kernbotschaft der Marke klar widerspiegeln. Es sollte nicht nur ästhetische Trends aufgreifen, sondern auch die Werte und die Positionierung der Marke stärken. Ein gutes Verpackungsdesign ist ein Spiegelbild der Marke.
  2. Wettbewerbsumfeld und Markt: Bevor ein Redesign umgesetzt wird, ist es wichtig, das Wettbewerbsumfeld genau zu analysieren. Was machen die Mitbewerber? Welche Trends dominieren den Markt? Welche Merkmale der Trends, welche Elemente von Wettbewerbern können wir sinnvoll und glaubwürdig in unsere Markenkommunikation und in unser Verpackungsdesign integrieren ohne 1:1 zu kopieren? 
  3. Trends und Historie: Ein erfolgreiches Redesign berücksichtigt aktuelle Designtrends, darf jedoch nicht die Historie und das Erbe der Marke außer Acht lassen. Zu viel Veränderung kann die bestehenden Kunden verwirren, während zu wenig Innovation das Produkt altmodisch erscheinen lässt. Der richtige Mix aus zeitgemäßem Design und Bewahrung der Markenidentität ist entscheidend. Es gibt Fälle, bei denen eine disruptive Neupositionierung Sinn macht. Aber diese muss gut geplant und kommunikativ begleitet werden. Verstehen die Kunden die Maßnahmen und erkennen sie für sich die die daraus resultierenden Mehrwerte?
  4. Customer Insights – Gewohnheiten und Bedürfnisse: Ein tiefes Verständnis für die Zielgruppe ist der Schlüssel zum Erfolg. Das Redesign muss die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Konsumenten und Anwender ansprechen. Welche Erwartungen haben sie an das Produkt? Welche Emotionen müssen durch das Design geweckt werden, um das Kaufverhalten zu beeinflussen? Gibt es Probleme, die durch die Gestaltung der Verpackung gelöst werden?
  5. Branding und Storytelling: Verpackung ist nicht nur eine Hülle für ein Produkt, sondern auch ein Medium für Emotionen und Storytelling. Ein gelungenes Design vermittelt eine Geschichte – sei es durch die Wahl der Farben, Formen oder Materialen. Die Verpackung sollte so gestaltet sein, dass sie eine emotionale Verbindung zum Konsumenten aufbaut und die Identität der Marke stärkt.
  6. Hervorhebung von Benefits: Ein Redesign sollte die Vorteile des Produkts klar und deutlich kommunizieren. Durch eine strategische Platzierung von Produktmerkmalen oder besonderen Eigenschaften auf der Verpackung wird die Wertigkeit des Produkts hervorgehoben und der Konsument zu einer Kaufentscheidung angeregt.
  7. Konsistenz bei großen Sortimentsvielfalt: Bei Produktsortimenten mit mehr als 100(0)en Formaten ist Konsistenz ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Ein gutes Design besitzt eine Systematik über alle Formate hinweg und wird dennoch jedem Produkt gerecht. Hier ist es wichtig, eine oder mehrere Designlinien zu entwickeln, die sowohl Einheitlichkeit als auch Individualität berücksichtigen, damit jedes Format seine eigene Wirkung entfalten kann, ohne die Markenidentität zu verwässern oder durch Gestaltungsfehler abzuwerten.

Fazit

Die Absatzsteigerung von bis zu 30% durch ein Redesign ist durchaus möglich, wenn die richtige Strategie verfolgt wird. Dabei geht es nicht nur um ein hübsches Design, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung des Marktes, der Zielgruppe und der Markenidentität. Ein Redesign muss die Bedürfnisse der Konsumenten ansprechen, sich im Wettbewerbsumfeld behaupten und die Markenbotschaft klar vermitteln. Besonders bei größeren Sortimenten ist es entscheidend, die Konsistenz in allen Formaten zu wahren, um die Markenkohärenz zu gewährleisten und die gewünschte Performance zu erzielen. Wer diese Faktoren berücksichtigt, kann sicherstellen, dass das Redesign nicht nur gut aussieht, sondern auch messbare Ergebnisse liefert.