Eine der großen Fragen in diesem Zusammenhang ist, ob Verpackungen mehrsprachig oder einsprachig gestaltet werden sollen. Während eine mehrsprachige Verpackung die Verständlichkeit in verschiedenen Märkten gewährleistet, bringt sie auch Herausforderungen mit sich.
In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf die Vor- und Nachteile von Ein- und Mehrsprachigkeit im Verpackungsdesign und die Möglichkeiten, wie Unternehmen diese Herausforderung lösen können.
Das Problem: Die Herausforderung der Mehrsprachigkeit im Verpackungsdesign
Die Gestaltung von Verpackungen für globale Märkte stellt Designer vor viele Herausforderungen. Wenn Unternehmen ihre Produkte in verschiedenen Ländern vertreiben, müssen sie sicherstellen, dass die Verpackung alle relevanten Informationen in den jeweiligen Landessprachen enthält. Das klingt einfach, bringt jedoch mehrere Probleme mit sich:
- Platzmangel: Verpackungen bieten in der Regel nur begrenzten Raum für Text. Wenn Unternehmen ihre Produkte in mehreren Ländern verkaufen, müssen sie oft eine Vielzahl von Sprachen und Produktinformationen auf der Verpackung unterbringen. Dies führt dazu, dass der verfügbare Platz auf der Verpackung schnell überladen wirkt, was zu einer visuellen Unordnung führen kann. Mit abnehmender Schriftgröße wird auch die Lesbarkeit erschwert. Eine Richtlinie zur Einhaltung einer Versalhöhe von z.B. 1,2 mm hilft nur bedingt, wenn räumlichen oder physische Bedingungen einen so kleinen Text schwer zugänglich machen.
- Kosten und Logistik: Die Produktion unterschiedlicher Verpackungen für verschiedene Märkte erhöht die Produktionskosten und die Komplexität der Logistik. Unternehmen müssen entweder unterschiedliche Verpackungsvarianten für verschiedene Länder produzieren oder eine Verpackung mit vielen verschiedenen Sprachversionen entwickeln – beides erfordert Zeit und Ressourcen.
- CO2-Ausstoß und Umweltbelastung: Verpackungen, die in verschiedenen Varianten produziert werden, erhöhen nicht nur den logistischen Aufwand, sondern auch den CO2-Ausstoß. Mehr Verpackungsvarianten bedeuten mehr Materialverbrauch und mehr Transportwege.
- Akzeptanz und Sprachbarrieren: Nicht wenige Konsumenten sind Fremdsprachen gegenüber ablehnend eingestellt. Wer z.B. englisch nicht gut beherrscht, kann die Inhalte nicht umfänglich verstehen. Und warum soll ein Kunde ein Produkt kaufen, wenn sich der Hersteller nicht die Mühe macht, ihn für ihn verständlich anzusprechen?
- Migration und Verständlichkeit: Die Mehrzahl an Migranten ist noch nicht in der Lage, die Landessprache umfänglich zu verstehen, wenn sie in ein Land einwandern. Im Optimalfall werden sie jedoch zügig in den Arbeitsmarkt integriert, welches die schnelle und erfolgreiche Integration begünstigt. Am Arbeitsplatz ist es schwierig und zeitaufwändig, wenn Verpackungen und Anleitungen nicht verstanden werden können und von Kollegen übersetzt werden müssen.
Die Lösung: Weniger Sprachen, mehr Verständlichkeit
Um den Herausforderungen der Mehrsprachigkeit im Verpackungsdesign zu begegnen, gibt es mehrere Lösungsansätze. Die Idee, die Anzahl der verwendeten Sprachen zu reduzieren und dennoch die Verständlichkeit der Verpackung zu gewährleisten, ist eine Möglichkeit, den Platz auf der Verpackung effizienter zu nutzen und gleichzeitig Kosten und Umweltbelastung zu senken. Hier sind einige Ansätze, die helfen können:
- Fokussierung auf die Hauptsprachen: Eine Möglichkeit, die Anzahl der Sprachen auf Verpackungen zu reduzieren, besteht darin, sich auf nur sechs der für das Produkt wichtigsten Sprachen zu konzentrieren, die in den relevanten Märkten weit verbreitet sind. Dazu gehören weltweit betrachtet Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch, Chinesisch und Arabisch. Durch die Konzentration auf diese Sprachen wird der Platzbedarf auf der Verpackung reduziert und gleichzeitig sichergestellt, dass die meisten Märkte abgedeckt sind. Je nach Anforderungen können Sprachen ausgewechselt oder ergänzt werden.
- Fokussierung auf die Relevanz der Inhalte: Müssen wirklich alle Inhalte in allen Sprachen dargestellt werden und wenn ja, in welchem Umfang? Sicher gibt es Produkte, bei denen werbliche und technische Informationen nur in englisch eingesetzt werden müssen. Währenddessen eine reduzierte Produktbeschreibung zur Identifizierung und Verständigung auf einer Verpackungsseite in weiteren sechs bis über zwanzig Sprachen angeboten werden können. Dieses ist gerade im B2B weit verbreitet.
- Einsatz von Piktogrammen und internationalen Symbolen: Ein weiterer effektiver Ansatz zur Reduzierung der Sprache auf Verpackungen ist der Einsatz von Piktogrammen und universell verständlichen Symbolen. Diese visuellen Elemente können viele der sprachlichen Informationen ersetzen und bieten eine klare Kommunikation, die in den meisten Ländern verstanden wird. Piktogramme sind besonders hilfreich, wenn es darum geht, die Vorteile eines Produkts schnell und unkompliziert zu vermitteln.
- Verwendung von Etiketten mit nationaler Betextung: Eine andere Möglichkeit ist, die Verpackung auf eine universelle Sprache zu reduzieren und für die spezifischen Märkte zusätzliche Etiketten mit der jeweiligen Landessprache zu versehen. Dies ermöglicht es, eine standardisierte Verpackung zu produzieren und dennoch die sprachlichen Anforderungen der jeweiligen Märkte zu erfüllen, ohne die gesamte Verpackung neu gestalten zu müssen. Natürlich muss der Mehraufwand der Etikettierung berücksichtigt werden.
- Sprachwechsel in den Artworks: Mit entsprechender Software und Datenbankanbindung können Sprachen in Templates schnell und sicher gewechselt werden. So können Verpackungen als Master digital erstellt und je nach Markt spezifische sprachliche Anpassungen vorgenommen werden. Der Aufwand für Lagerung und Logistik bleibt dabei bestehen.
- Digitales Verpackungsdesign: Über die Platzierung von QR-Codes mit der Verlinkung der Websites können Produktinformationen und Markenbotschaften online ausführlicher bereitgestellt werden. Eine einfache Sprachauswahl bietet die Möglichkeit, die Inhalte in der eigenen Sprache zu konsumieren.
Fazit
Die Entscheidung, ob Verpackungen ein- oder mehrsprachig sein sollen, ist nicht nur eine Frage der Funktionalität, sondern auch der Effizienz und der Umweltverantwortung. Die Reduzierung der Anzahl der Verpackungen mit Sprachvarianten und der Einsatz universeller Symbole können nicht nur den Platzbedarf und die Produktionskosten verringern, sondern auch zur CO2-Reduktion beitragen. Indem Unternehmen ihre Verpackungen so gestalten, dass sie mehrere Märkte abdecken, können sie sowohl effizienter als auch umweltbewusster arbeiten. Weniger Sprachen und weniger Verpackungsvarianten bedeuten nicht nur eine bessere Nutzung von Ressourcen, sondern auch eine klarere Kommunikation für die Verbraucher. Die digitale Aufbereitung von Inhalten, Produktpräsentationen, zusätzlichen nützlichen Informationen bis hin zu gesamten digitalen Markenwelten im Internet kann zu mehr Begeisterung und längerer Kundenbindung führen.