Autor: Robert Bućan

Im Verpackungsdesign geht es oft darum, eine klare, einprägsame und funktionale Lösung zu finden, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch strategisch sinnvoll ist. Doch wie oft starten Designer und Markenverantwortliche mit einem Konzept, ohne sich wirklich die Freiheit zu geben, neu zu denken? 
Ein „Carte Blanche”-Ansatz – die völlige Freiheit, ohne Einschränkungen kreativ zu sein – kann im Verpackungsdesign ein echter mentaler Neustart sein. Doch um die richtigen Designentscheidungen zu treffen, müssen zunächst alle relevanten Informationen gesammelt und berücksichtigt werden. In diesem Artikel betrachten wir, warum es wichtig ist, zu Beginn alle Bedürfnisse der Stakeholder zu verstehen und warum „Alles kann, nichts muss“ in der Konzeptphase der Schlüssel zu erfolgreichem Design ist.

Strategisches Verpackungsdesign

Das Problem: Fehlende Informationen und vorgefertigte Vorstellungen

Oft wird das Verpackungsdesign mit vorgefassten Meinungen und unzureichenden Informationen angegangen. Das führt dazu, dass der kreative Prozess schon im Keim erstickt wird, weil zu schnell in bestehenden Denkmustern verharrt wird. Es ist leicht, sich auf bestehende Designmuster und -trends zu stützen, um sicherzustellen, dass das Ergebnis gut ankommt. Doch genau diese Denkweise kann Innovation und den Mut zur Kreativität behindern.

In vielen Fällen fehlt es in der Konzeptphase an einer umfassenden Sammlung von Informationen. Die Bedürfnisse aller Stakeholder – von Marketing und Vertrieb bis hin zu Logistik und Produktmanagement – werden nicht ausreichend eingeholt. Das führt zu einem Design, das möglicherweise die Erwartungen der verschiedenen Abteilungen nicht erfüllt und später zu Konflikten oder Akzeptanzproblemen führt. Der Fokus liegt oft zu sehr auf der Marke und deren Identität, ohne die praktischen und funktionalen Anforderungen zu berücksichtigen, die notwendig sind, um das Design wirklich zu einer erfolgreichen Verpackung zu machen.

Darüber hinaus gibt es die Gefahr, dass sich das Design nur an ästhetischen oder aktuellen Trends orientiert und nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen der Zielgruppe oder des Marktes. Das führt zu einem Verpackungsdesign, das vielleicht gut aussieht, aber nicht funktional oder nachhaltig ist.

Die Lösung: „Alles kann, nichts muss” – Die Wichtigkeit eines mentalen Neustarts

Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Verpackungsdesign liegt in einem mentalen Neustart und einer vollständigen Offenheit während der Konzeptphase. Der Ansatz „Alles kann, nichts muss” bedeutet, dass Designer und Markenverantwortliche sich zunächst alle Möglichkeiten offenhalten und keine vorgefertigten Lösungen annehmen. Hier ist es entscheidend, dass in dieser Phase alle relevanten Stakeholder aktiv einbezogen werden. Nur wenn alle Perspektiven und Anforderungen frühzeitig gesammelt werden, können Entscheidungen getroffen werden, die das Design tatsächlich voranbringen.

  1. Die Bedürfnisse aller Stakeholder einholen: Bevor ein Design erstellt wird, ist es wichtig, dass alle beteiligten Abteilungen – Marketing, Vertrieb, Produktmanagement und sogar Logistik – ihre Anforderungen und Erwartungen äußern können. Ein breites Verständnis der internen und externen Anforderungen führt zu einem Design, das von Anfang an alle Stakeholder abholt und keine späteren Missverständnisse oder Ablehnungen verursacht.
  2. Mehr Insides für mehr Erfolg: Je mehr Informationen und Einsichten gesammelt werden, desto besser kann das Design mit den Zielen und Werten der Marke übereinstimmen. Elementar sind Customer Insides, die Befragungen erhoben werden können. Wettbewerbsanalysen bieten wertvolle Erkenntnis und die Chance zur Reflexion.
  3. Grenzen überschreiten, um Grenzen zu definieren: Nur wer ausreizt, wie weit man gehen kann, kann auch neue Horizonte abstecken. Welche Konzepte sind noch mit der Markenstrategie vereinbar und welche gehen zu weit. Bietet sich eine Chance, die Strategie noch einmal zu hinterfragen? Innovationen entstehen, indem man sich frei macht und neu denkt. 
  4. Seiten wechseln und fokussieren: Durch das Einnehmen anderer Perspektiven lassen sich Prioritäten festlegen, die wirklichen Mehrwert bieten. Warum soll ich das Produkt kaufen? Welche Mehrwerte bietet mir die Verpackung in der Nutzung? Was fehlt mir als Nutzer für meine tägliche Anwendung?
  5. Marke kommt danach: Das „Carte Blanche”-Prinzip bedeutet, dass das Design zunächst ohne die sofortige Fokussierung auf die Marke entwickelt werden kann. Während die Marke eine zentrale Rolle spielt, sollten kreative und funktionale Lösungen in der Konzeptphase im Vordergrund stehen. Wenn diese Lösungen einmal erarbeitet sind, kann die Markenidentität Schritt für Schritt integriert werden. Dies ermöglicht es, das Design nicht nur an aktuellen Branding-Vorgaben, sondern auch an den tatsächlichen Anforderungen des Produkts und Marktes auszurichten.

Fazit: Die Freiheit für kreativen Erfolg

Ein mentaler Neustart im Verpackungsdesign bedeutet, den kreativen Prozess zu öffnen und keine sofortigen Einschränkungen zuzulassen. Der Ansatz „Alles kann, nichts muss“ bietet die Freiheit, innovative Ideen zu entwickeln und gleichzeitig die funktionalen und strategischen Anforderungen aller Stakeholder zu berücksichtigen. Indem man zu Beginn die Bedürfnisse der verschiedenen Abteilungen und Perspektiven einholt und die Marke als letzten Schritt integriert, schafft man ein Design, das sowohl praktisch als auch markenkonform ist. Dieser transparente, offene Prozess sorgt nicht nur für mehr Kreativität, sondern auch für eine stärkere Akzeptanz und ein langfristig erfolgreiches Verpackungsdesign. Und es bietet sich die Chance, Ergebnisse zu entwickeln, mit den ein Vorsprung zum Wettbewerb erreicht werden kann.